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nachdenklicher Artikel bei Merkur.de

 

Nach dem plötzlichen Tod des Vaters und Geschäftsinhabers muss die 19 jährige Tochter von heute auf morgen den alteingesessenen Betrieb in Nürnberg übernehmen.

Manche Mitarbeiter arbeiten schon seit 20 Jahren in dem historischen Wirtshaus, zum großen Teil halte das Team weiterhin zusammen. Durch Corona  habe sich dennoch vieles verändert.

Ihre Erfahrungen nach Covid stimmen nachdenklich:

„Ich würde behaupten, die Gastronomie ist das Kind in der Schule, das gemobbt wird.“ Man müsse alles jedem recht machen und wenn man das nicht schafft, müsse man sofort mit schlechten Google-Rezensionen rechnen. „Wir leben in einer Zeit, wo man alles verlangt, aber nichts geben möchte“. Sehr oft lese ich auf Hinweistafeln an Hotel-Rezeptionen oder in Speisekarten, man solle bitte nicht nur negative Bemerkungen kund tun, Sehr wichtig ist, zu schreiben, wenn es einem gefallen hat und  der Besuch positiv verlaufen ist. im Restaurant einen schönen Abend oder eine tolle Feier hatte. Konstruktive Kritik ist immer angebracht und sachlich vorgetragen, hilfreich für den Gastgeber. Manchmal hilft auch eine kurze Nachricht an das Haus.

Die junge Gastronomin beobachtet, dass nach Corona die Gäste kaum noch Trinkgeld geben. Es würde oft nur noch centweise aufgerundet. Der 10%Tip kommt nicht vor.

Auf der einen Seite wird Regionalität, Tradition und Frische verlangt – auf der anderen Seite Preise wie bei McDonalds.“ Für die Wirtin ist das frustrierend, „Man macht doch alles für seine Kunden“. Sie findet es sehr schwer in der heutigen Zeit eine Gastronomie zu führen, das Unternehmen sei wie eine Schwester für sie geworden. Daher nehmen die schlechten Google-Rezensionen sie besonders mit. Die Chefin gibt immer ihr Bestes und versucht es jedem recht zu machen. Die Angst sitzt im Nacken, sie scheut, notwendige Preisanpassungen durchzuführen,

Wenn ein junger Mensch solch große Verantwortung übernehmen muss und bei ihr fast 20 Mitarbeiter in Lohn und Brot stehen, dann zollt dies Hochachtung. Schade, wenn sie solche Erfahrungen machen muss, wer soll da noch die Motivation aufbringen, in Zukunft unsere Wirtshäuser zu führen und zu betreiben?