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Ökonomen zur Rückkehr von 19%

Dauerthema 19% Mehrwertsteuer

Debatte geht in alle Richtungen

Dass die Mehrwertsteuer auf Speisen während der Pandemie auf 7% gesenkt wurde, war eine Erleichterung und hat viele Betriebe am Leben gehalten.

Erst gingen die Menschen nicht mehr essen, weil sie wegen den Einschränkungen nicht mehr durften. Jetzt weil das Leben zu teuer geworden ist.

Ist eine reduzierte Steuer wirklich nötig? Der Wirtschaftswissenschaftler Rüdiger Bachmann ist der Meinung, es sei richtig auf den normalen Steuersatz zurück zu gehen. Mit dieser Haltung ist er nicht alleine. Forscher des Mannheimer Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW halten eine Rückkehr zum Mehrwertsteuersatz von sieben auf 19 Prozent im Gastronomiebereich für ökonomisch sinnvoll – und sozial gerecht.

Bachmann’s Statement:

Wenn die Gastronomen kein Geschäftsmodell haben, das mit einem normalen Steuersatz funktioniert, dann ist das ihr Problem ! Wenn man sagt, man muss die Gastronomen schützen, dann sollte man sich die Frage stellen: Was ist da eigentlich schützenswert ? Er ist der Ansicht, die Wirte hatten vor der Senkung ein Geschäftsmodell, was hat sich daran verändert? Wenn die Gastronomie eine geringere Nachfrage hat, dann sei dies so, und ein Strukturwandel. Gastwirte müssten sich auf diese Veränderung einstellen, mit neuen Geschäftsmodellen reagieren, oder vom Markt verschwinden.

Argumente für einen ermäßigten Steuersatz sind nachvollziehbar, für die gastronomische Versorgung von Schulen und Kindergärten“, heißt es in einer Bewertung der Wirtschaftswissenschaftler.

Post-Pandemie-Zeit mutet der Gastronomie wie anderen Branchen auch einen weiteren Strukturwandel zu, der keine Rechtfertigung für eine dauerhafte Subventionierung liefert“, ergänzt ZEW-Expertin Katharina Nicolay.

Die Branche hat trotz Steuerermäßigung erhebliche Preissteigerungen durchgesetzt, und die Preise für Strom und Gas seien wieder rückläufig“, argumentiert  ZEW-Experte Friedrich Heinemann.

Fraglich ob es sinnvoll ist, wenn „Promigastronomen“ vorrechnen, wie ihre Kalkulation des Schnitzels aussieht und was am Ende übrig bleibt. Dies erzeugt nur wilde Spekulationen und „Milchmädchenrechnung“.  Ich habe nicht gesehen, dass Handwerksmeister ihre Kalkulation offen legen. Auf einer Handwerkerrechnung wird die Umsatzsteuer explizit am Ende ausgewiesen und ein Gesamtrechnungsbetrag errechnet. Ein erster Schritt zu mehr Transparenz kann sein, auf der Speisekarte die im Bruttopreis enthaltene Mehrwertsteuer auszuweisen. So sieht der Gast sofort, wie hoch der Anteil der Steuer an seinem Menü ist.

 

 

 

 

Land-Wirte erfolgreicher als Gast-Wirte

 

Kehrtwende bei Agrar-Kürzungen

Warum schaffen das die Wirte nicht ….???

Die landesweiten Proteste der Bauern im Dezember 2023 haben Erfolg gezeigt. Trotz dieses Erfolgs geben sie nicht auf,die Proteste gehen auch im Januar 2024 weiter. Die Bauerndemos in Deutschland haben viel bewirkt. Die Ampel-Regierung knickt ein und nimmt zu großen Teilen die Maßnahmen zur Erhöhung und Mehrbelastung zurück. Auch der Bundesminister der Landwirte zeigt sich erleichtert und begrüßt die Entscheidung. Er zeigt großes Verständnis für die Landwirte und hat ja auch „zugehört“ und die Sorgen und Befürchtungen der Bauern zur Kenntnis genommen.   Unser Finanzminister hat ja bei Frau Maischberger deutlichst seine Position dargestellt. „Das ist jetzt ein Zurück zur Normalität“, legte er nach. Befristete Krisenmaßnahmen wie die Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen seien aufgrund der Gaststättenschließung während der Lockdown-Zeit getroffen worden. Die Pandemie ist zu Ende. Der Landesvater von Baden-Württemberg hatte in Stuttgart im November 2023 sein Statement verkündet. <Im Prinzip finde ich es richtig, dass man Krisenerleichterungen nach der Krise wieder auf den Vorkrisenstand zurückholen muss, weil man sonst das Instrument in Zukunft nicht mehr anwenden kann>

 

 

 

Preiskalkulation in 2024

Schnitzel und Co. werden teurer.  Schnitzelpreisaufreger von Nord bis Süd.  Von der Nordseeinsel Sylt mit Highsnobiety und Nobelgastro bis Alpenland.

Die alte Speisekarte hat ausgedient …..

aber nicht bei allen Kollegen, einige lassen die lassen die Preistafeln weiterlaufen wie gehabt. Können die besser kalkulieren oder legen die lieber drauf ?

In Social Media häufen sich negative Kommentare. In Baden-Baden erhebt ein Lokal 3,50 €  Zuschlag. Ein Restaurant in einem sauerländischen Wintersportort ist der Aufreger und spaltet die Community. Das Preis-Leistung-Verhältnis wird in dem Hotsport angeprangert. Die Speisekarte kann auch online im Vorfeld eingesehen werden, das Angebot hängt im Speisekartenaushang. Wer sich informiert, kann entscheiden, ob er im Gastraum Platz nimmt und sich den Genüssen hingibt. Die Preise bewegen sich im oberen Mittelfeld, der Location und des Standorts angemessen. (Wer lesen kann ist halt besser dran). Jeder Gast ist in seiner Entscheidung frei, das Restaurant zu besuchen, oder eine preisgünstigere Alternative aufsuchen.

Auf Social Media sind viele der Meinung, dass sich in den letzten Jahren die Wirte einfach die 12% Mehrwertsteuerentlastung  als zusätzlichen Gewinn gegönnt haben. Dass dies zur  Entlastung und zur Deckelung der Unkosten herangezogen wurden, haben viele Gäste vergessen oder einfach nicht erkannt. Ohne diese Maßnahme während der Coronazeit, würde es noch düsterer in der Gastrolandschaft aussehen. Den Wirten ging es wie allen Verbrauchern, die unter den zusätzlichen Belastungen der Vergangenheit gelitten haben. Keine Branche hat es in der Pandemie wirtschaftlich härter getroffen und haben nur noch „übers nackte Überleben“ gekämpft. In den Jahren 2020/21/22 wurde trotz staatlichen Hilfen Verluste gemacht, die auch mit hohen Krediten aufgefangen wurden. Eine mögliche Preisreduzierung hätten viele Gastronomen wirtschaftlich nicht überlebt.

Jetzt ist eine betriebswirtschaftliche Unternehmensführung und zeitnahe Buchhaltung überlebenswichtig. Kalkulation – Nachkontrolle sind unabdingbar, damit jederzeit ein vollständiger Überblick über den Istzustand der Finanzen gewährleistet ist. Der Steuerberater wird zum wichtigsten Informant, das setzt aber voraus, ihm zeitnah alle Zahlen übermittelt werden, und nicht erst nach sechs Monaten. Erfolgreiche Unternehmer haben spätestens am 3. eines Monats die Zahlen auf dem Tisch.

 

 

 

 

Herausforderungen in 2024

Meldungen über Insolvenzen und Betriebsschließungen, auch größerer Bäckereiketten, werden täglich gemeldet. Diese Branche hat es im Lebensmittelhandwerk mit am stärksten getroffen. Hohe Rohstoffpreise und der große Energiebedarf zwingen die Betreiber in die Knie. Dazu kommt  die zurückgehende Kaufkraft der Verbraucher. Diese drehen den Euro zweimal um und decken ihren täglichen Brot- und Brötchenbedarf beim Discounter. Es gibt auch bei denen große Qualitätsunterschiede, der Preis ist entscheidend. Clevere Verbraucher kommen kurz vor Ladenschluss und kaufen die Schrippen zum halben Preis. Traditionelle Handwerksbetriebe eröffnen Läden mit Erzeugnissen vom Vortag. Die Ware mit 50 % Nachlass wird ihnen aus den Händen gerissen. z.B. 3 Brote für 5 €.  Da lohnt sich ein Invest in der Vorkassenzone der Discounter.

Meldungen über Schließungen gastronomischer Betriebe zum Jahresende, bzw. Beendigung des Pachtvertrags sind Normalität. Wirte werfen nach wenigen Monaten das Handtuch. Die Betreiber sind ausgepowert und mit ihren Kräften am Ende. Viele haben ihre Altersvorsorge erfolglos zur Rettung des Unternehmens  eingesetzt. Größere Unternehmen im Lebensmittelbereich  sind in einer zweiten oder dritten Insolvenz in Eigenverwaltung. Unternehmer und Betreiber einer Gastronomie oder Hotel sollten und müssen über für sie geeignete Gesellschaftsformen nachdenken, um eine persönliche bzw. private Haftung auszuschließen bzw.begrenzen.

Fachverlage bieten Webinare für Kalkulation und Angebotsgestaltung an, um Möglichkeiten aufzuzeigen, die 19 % Mehrwertsteuer einzupreisen. Ein Blick auf die Kalkulationsbeispiele der klassischen Handwerksbetriebe ist für unsere Branche lehrreich und zeigt, wie der Unternehmer heute kalkulieren sollte. Bosch bietet aktuell einen vierwöchigen kostenlosen Zugang zum testen einer Software, von der Angebotserstellung bis zur Nachkalkulation.

 

 

Messeauftakt 2023 HOGA Nürnberg

die erste Messe in 2013 hat in Nürnberg stattgefunden

Regional und mit überschaubarer Hallenbelegung. Ideal um sich an einem Tag zu informieren, der Nonfoodbereich wurde  überwiegend von Firmen der Region bedient, Stark vertreten ist die Softwareindustrie,  Die Aussteller nehmen sich Zeit einen umfassend zu beraten, das ist auf regionalen Messen  wesentlich entspannter, als auf den internationalen Großmessen. Natürlich ganz aktuell das Thema Mehrweg. Das für einen passende System zu finden ist eine Herausforderung. Die Firma HoGaKa aus Ulm stellt ein Mehrwegsystem vor, mit gekühltem Verkaufsautomaten und einer Regeneriereinheit.  Die Speisen werden in Gläsern bereitgestellt. Ein System um eine  variable und individuelle  Versorgung anzubieten. Eigenproduktion  standortunabhängig rund um die Uhr zu verkaufen. Wir kennen das von  Hofläden mit Selbsterzeugnissen, Metzgereien mit Grillspezialitäten im Automat,

 

Der B&L Mediengesellschaft, bekannt als Herausgeber gastronomischer Fachmagazine, hat eine HACCP App entwickelt.   Auf Wunsch werden die Belege und Nachweise  den Aufsichtsbehörden papierlos übermittelt. Notwendige Intervalle werden überprüft und eingehalten. Die Mitarbeiter in der Erfüllung der täglichen Aufgaben und Durchführung der Kontrollen individuell unterstützt. Keine Vordrucke ausfüllen die ggf. an den Kühlraumtüren kleben etc.. Der Verantwortliche bekommt automatisch Rückmeldung wenn die Aufgaben erfüllt sind, der Mitarbeiter wird von der App erinnert, die notwendigen Arbeiten auszuführen.

 

Der Servicebund präsentierte Foodlieferanten in seiner Halle. Die Auswahl an veganen Ersatzprodukten ist riesig.   Hands-on Konzepte wie veganes Frühstück, Menükomponenten oder Abendversorgung habe ich vermisst. Aufgrund der angestrengten Personalsituation werden wir um Systeme und Bausteinkonzepte für diese Art der Speiseverpflegung nicht herum kommen. Kochshows haben noch nicht diesen Trend aufgegriffen. Schade, da Servicebund eng mit Sander Gourmet zusammenarbeit und sie Kompetenz und die Produkte haben. Da könnte der Otto-Normalverbraucher-Gastronom sicher einiges an Input mitnehmen, zudem Sander Gourmet sich sehr stark im Bereich Care-Verpflegung engagiert und weiß,  was der Gast fordert und wie dies in einer Küche erfolgreich umgesetzt werden kann.

Ausflug in die Gastrobranche

Erkennen, wann die Reißleine gezogen werden muss

die erfolgreichste deutsche Olympia-Biathletin  aus Thüringen machte sich vor acht Jahren in ihrem Heimatort Steinbach-Hallenberg mit einem Cafe-Bistro selbständig. Voller Elan und mit Hilfe von Freunden und Familie gestaltete sie Einrichtung, erarbeitete und startete mir ihrem Betriebskonzept in die Gastronomie. Zum Jahresende drehte sie den Schlüssel um. Auch die letzten zwei Jahre haben Spuren hinterlassen, gezwungenermaßen muss die Reißleine gezogen werden. Auferlegte Schließzeiten und die schwierige Personalsituation haben auch hier, wie bei vielen Kollegen, den Geschäftsbetrieb erheblich erschwert. Dazu sind in den letzten Monaten die in die Höhe gestiegenen Energiekosten  gekommen. Die offenen Worte in der Presse zollen Respekt, zeigen Schwierigkeiten und Herausforderungen des Gastroalltags auf. Ausbleibende Gästenachfrage und geschrumpfte Umsätze lassen aber keine andere Wahl.

Schlechte Noten für die Branche

Generation Z

41 % der Köche und 37 % der Hotelfachleute gaben vorzeitig ihren Ausbildungsplatz auf. Bemängelt wurde von den Auszubildenden die häufig anfallenden Überstunden, fast 50 % der Auszubildenden leisten sie regelmäßig,oft nicht bezahlt oder in Freizeit ausgeglichen. Die Qualität der Ausbildung wird von fast 20 % der Jugendlichen bemängelt, und spiegelt sich an dem hohen Prozentsatz der regelmäßig zu leistenden ausbildungsfremden Tätigkeiten wider.  Das Lebensmittelhandwerk schneidet mit Ausbildungsabbrüchen  von über 43 % nicht viel besser ab. Auch hier wird von fast 50 % regelmäßig Überstunden geleistet. Kollegen führen gezwungenermaßen die Viertagewoche ein. Gut wenn sich die Kosten und aktuell auch die gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten einpreisen lassen, der Gast bereit ist, diese Erhöhung mitzutragen. Diesen Mehraufwand selbst zu tragen führt ins wirtschaftliche Aus.  Meldungen über Insolvenzen von Bäckereifilialbetrieben erscheinen aktuell wöchentlich, kleinere Bäckerfachgeschäfte ziehen die Notbremse und schließen von heute auf morgen.

Für die Generation Z stehen work-life-balance und Homeoffice im Focus. Planbare Arbeitszeiten und Viertagewoche. Mehr Geld ist nicht alles. Leider lässt sich dies nicht immer mit unserer Branche vereinbaren. Das dürfte jedem klar sein. Man muss sich nur mal an die eigene Nase fassen. Den Mitternachtssnack, feiern rund um die Uhr, irgendeiner muss halt  da sein um die Burger zu braten und zu servieren. Aktuell sehen wir, daß auch der LEH die Öffnungszeiten seiner Snackinseln, Imbisse und Cafeterias stark einschränkt. Bei Bedientheken in klassischen Supermärkten müssen  Servicezeiten drastisch eingeschränkt werden. Auch werden die Öffnungszeiten dem Personalstand entsprechend reduziert bzw. angepasst. Es finden sich nicht mehr ausreichend Mitarbeiter. Hotelkonzepte ohne Rezeption und Frühstücksangebote/Gastro erfreuen sich großer Beliebtheit. Leider sind Standorte meist an Ausfallstraßen oder Industriegebieten. Bei diesen Konzepten wird der Personalbedarf auf ein Minimum reduziert, der Gast selbst wickelt Buchung und Zahlung per Internet ab. Normalerweise ist kein Hotelmitarbeiter/In vor Ort. Die Zimmer werden von einer Fremdfirma gereinigt. Das Backoffice erfolgt online. Service wird auf das Nötigste beschränkt.

Lösungen und Arbeitsmodelle zu finden, wird die wichtigste Aufgabe der Betriebsinhaber/In sein, um „den Laden am laufen zu halten“. Nur mehr Ruhetage einführen, eingeschränkte Servicezeiten und gekürzte Angebote ist nicht der richtige Weg. Umsätze reduzieren sich, wer nicht aufpasst hat keine Erlöse, um die Fixkosten mehr zu stemmen. Man kommt in einen „Teufelskreis“. Die Gäste wissen nicht  wann ist geöffnet .. Wann sind Küchenzeiten etc.. Schnell hat man den Ruf weg „Gasthaus zur ewigen Ruh, vormittags geschlossen und abends zu“. In Urlaubsdestinationen sind To-Go Verkaufs-Fenster eine Alternative. Überschaubares, vorgefertigtes Angebot und reduzierten Service. Gäste mit Ansprüchen werden im Restaurant bedient, und müssen den Aufwand honorieren. Wenn es die Gegebenheiten zulassen, ist Selbstbedienung umsetzbar. Der Chef/Chefin muss sein Augenmerk auf  Kosten und Erlöse haben. Wann erreiche ich den Break Even Point ? Mitarbeitereinsatzplanung mit Forecast und aussagefähigen Kennzahlen ist überlebenswichtig.

Wird die Gastrobranche gemobbt ???

nachdenklicher Artikel bei Merkur.de

 

Nach dem plötzlichen Tod des Vaters und Geschäftsinhabers muss die 19 jährige Tochter von heute auf morgen den alteingesessenen Betrieb in Nürnberg übernehmen.

Manche Mitarbeiter arbeiten schon seit 20 Jahren in dem historischen Wirtshaus, zum großen Teil halte das Team weiterhin zusammen. Durch Corona  habe sich dennoch vieles verändert.

Ihre Erfahrungen nach Covid stimmen nachdenklich:

„Ich würde behaupten, die Gastronomie ist das Kind in der Schule, das gemobbt wird.“ Man müsse alles jedem recht machen und wenn man das nicht schafft, müsse man sofort mit schlechten Google-Rezensionen rechnen. „Wir leben in einer Zeit, wo man alles verlangt, aber nichts geben möchte“. Sehr oft lese ich auf Hinweistafeln an Hotel-Rezeptionen oder in Speisekarten, man solle bitte nicht nur negative Bemerkungen kund tun, Sehr wichtig ist, zu schreiben, wenn es einem gefallen hat und  der Besuch positiv verlaufen ist. im Restaurant einen schönen Abend oder eine tolle Feier hatte. Konstruktive Kritik ist immer angebracht und sachlich vorgetragen, hilfreich für den Gastgeber. Manchmal hilft auch eine kurze Nachricht an das Haus.

Die junge Gastronomin beobachtet, dass nach Corona die Gäste kaum noch Trinkgeld geben. Es würde oft nur noch centweise aufgerundet. Der 10%Tip kommt nicht vor.

Auf der einen Seite wird Regionalität, Tradition und Frische verlangt – auf der anderen Seite Preise wie bei McDonalds.“ Für die Wirtin ist das frustrierend, „Man macht doch alles für seine Kunden“. Sie findet es sehr schwer in der heutigen Zeit eine Gastronomie zu führen, das Unternehmen sei wie eine Schwester für sie geworden. Daher nehmen die schlechten Google-Rezensionen sie besonders mit. Die Chefin gibt immer ihr Bestes und versucht es jedem recht zu machen. Die Angst sitzt im Nacken, sie scheut, notwendige Preisanpassungen durchzuführen,

Wenn ein junger Mensch solch große Verantwortung übernehmen muss und bei ihr fast 20 Mitarbeiter in Lohn und Brot stehen, dann zollt dies Hochachtung. Schade, wenn sie solche Erfahrungen machen muss, wer soll da noch die Motivation aufbringen, in Zukunft unsere Wirtshäuser zu führen und zu betreiben?

 

 

 

 

Gastronomie zahlt weit unter Durchschnitt

Gastronomie und Hotellerie immer noch am unteren Ende der Arbeitskosten

das Statistische Bundesamt stellt fest, dass die Gastronomie die geringsten Arbeitskosten hat.  Die Gastronomie mit einem 70% Niedriglohnanteil hat rund 21 € Arbeitskosten je Stunde und weicht vom gesamt deutschen Durchschnitt mit 37 € weit ab. Das Beherbergungsgewerbe teilt sich die Position mit 21,50 €. An der Spitze stehen die Rundfunkanstalten mit 75 € je Stunde. Darin enthalten ein über 20% Anteil für die betriebliche Altersversorgung. Gut zu wissen wohin unsere monatlichen Beiträge gehen. Berufsanfänger sollten mehr das Statistische Bundesamt bei der Entscheidungsfindung ihrer künftigen Arbeitgeber und beruflicher Entwicklung heranziehen.

In der Gesamtbetrachtung der Arbeitskosten ist regionale Unterschied von Ost-West noch vorhanden. In der niedrigsten Gruppe in MV und Brandenburg sind die Kosten für AG zwischen 29 und 31 € je Stunde. Die Mittelgruppe befindet sich im Bereich 34 bis 37 €. Die höchsten Arbeitskosten liegen im Bereich von 38 bis 44 € je Stunde in Hessen, BW, Bayern, HH und HB.

Arbeitsbedingungen, Jobsicherheit, Anerkennung und auch die Bezahlung haben die Kolleg:Innen bewegt, nicht nur vorübergehend, sondern auf Dauer die Branche zu wechseln. Auch die Vereinbarkeit mit Privatleben und geregelten Arbeitszeiten, sind ausschlaggebender Faktor. Die angehobenen Einstiegslöhne der  größten Discounter haben überzeugt. Unsere personalintensive Branche benötigt sechsmal mehr Mitarbeiter:Innen um den selben Umsatz wir der Handel zu generieren. Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Branche zögert, die explizit gestiegenen Kosten auf die Preise umzulegen. Kein Handwerker oder Autobauer käme auf die Idee, gestiegene Kosten nicht in seine Leistungen oder Produkte einzupreisen. Neue Tarifverträge werden eine exorbitante Lohnsteigerung nach sich ziehen, die immer häufiger eingesetzte bargeldlose Zahlung schmälert das Trinkgeld massiv.

Die Gastronomie ist auf Minijobber angewiesen,und sie werden zu uns zurückkehren, dazu müssen die politischen Entscheidungsträger,  die Rahmenbedingungen attraktiver gestalten, damit  mehr Netto von Brutto übrig bleibt und die Verdienstgrenze angehoben wird. Sonst bleibt nicht nur zu Hause die Küche kalt. Wer soll denn noch die ganzen leer stehenden Flächen in den Fußgängerzonen und Shoppingcenter übernehmen und die Innenstädte wieder beleben und attraktiver machen ? Reihenweise schließen alteingesessene Ladengeschäfte und Ladenketten ihre Standorte, da sie den Kampf mit dem Onlinehandel verloren haben.

 

Wo sind die Arbeitskräfte ?

Pandemie als Turbo

300 000 Minijobber haben während der letzten zwei Jahre der Branche den Rücken gekehrt, viele Teilzeit- und Vollzeitkräfte wanderten in Boombranchen und Pandemiegewinnern wie Onlineshops und Zustellunternehmen ab. Der Betriebsleiter eines Gasthauses geht zur Post als Zusteller. Da findet der Sommelier eines Sternerestaurants mit Kusshand eine Anstellung bei Edeka, und berät nun Kunden in der Wein- und Spirituosenabteilung. Klare Strukturen, kein Hin und Her, Rücksicht auf die Familie – Work-life-Balance. Der Lebensmittelhandel hat nur darauf gewartet, gut ausgebildete Spezialisten zu übernehmen. Die Händler rüsten ihre Häuser zu wahren Einkaufstempeln und Foodcourts auf. Mit Snackbars, Grillstationen, Restaurants und Manufakturabteilungen. Die abgewanderten Kollegen der weißen Brigade finden bei ihnen einen Arbeitsplatz mit Sicher- und Planbarkeit. Dieses Fachwissen und Manpower setzen Kaufleute sinnvoll ein und lassen hochwertige Conveniencespezialitäten herstellen, Salattheke war gestern.

Auch Aufgrund des niedrigen Kurzarbeitergeldes haben sich Beschäftigte eine Festanstellung in einem anderen Gewerbe gesucht. Angenehmes Arbeitsklima, work life balance, gute Bezahlung, respektvoller Umgang sind selbstverständlich. Der demographische Wandel schlägt voll durch. Die Babyboomer scheiden langsam aus dem Arbeitsleben aus. Nicht zu vergessen, die stark rückläufigen Ausbildungszahlen vor 2019. Über 50 % weniger Köche wurden in dieser Zeit ausgebildet. Ein Problem unserer Branche sind die große Anzahl der atypisch Beschäftigten, wie Saisonkräfte, Teilzeitangestellte und Kollege:Innen ohne Ausbildungsabschluß.

Starre Arbeitszeitmodelle passen nicht mehr in unsere Zeit. Neue, nach den Wünschen der Bewerber:Innen und Mitarbeiter:Innen angepasste Modelle sind notwendig und werden die Öffnungszeiten der Restaurants bestimmen.  Viertagewoche  führen Kolleg:Innen ein. Der Mittagstisch wird immer häufiger gestrichen. Die steigenden Lohnkosten müssen und werden eingepreist.  Wie lange können sich die Gäste den Restaurantbesuch dann noch leisten ?